Das Wasserschloss Laucha
Quelle: Laucha Kurier Ausgabe 18 vom 18. März 2005
Bruno Kestner schrieb im Jahre 1935 in der 2. Ausgabe des “Waltershäuser Heimatblattes” über das Wasserschloss Laucha. Nicht nur die genaue Lage des Schlosses wird beschrieben, sondern auch die Besitzergreifung durch die Familie v. Hopfgarten 1714, die Entstehung der Wirtschaftsgebäude nach dem großen Brand 1719 und wie der Park mit seinen Bäumen und die Gebäude darin um 1935 aussahen.
Die Wasserburg zu Laucha
“Den Dorfanger von Laucha durchschneidet der gleichnamige Fluss. Kirche, Turm, Ehrenmal, Friedhofsmauer, Brücke, Dorflinde, das bemooste Dach des mächtigen Gutsschafstalles bilden mit den umliegenden Bauernhäusern, dem Schloß, dem Gutspark mit seinem prächtigen Baumbestand ein harmonisches Ganzes. In tiefem Frieden ruht der Park mit seinen ehrwürdigen Eichen und Linden, seinen Ulmen, Ahornen, Kastanien und den anderen wirkungsvoll verteilten Baumgruppen, mit dem Wirtschaftsgebäude, der Försterei und der Herrschaftlichen Wohnung zur Linken, der ehemaligen Schäferei, Gefängnis und Brennerei zur Rechten. Die Mitte schließt ab das malerische Schloß, ein gotischer Profanbau von 1450, eine Wasserburg, umrankt von wildem Wein, die Fenster mit runden Butzescheiben, auf zwei Seiten von Wasser umgeben, wie ein verzaubertes Märchenschloß in mitten des modernen Parks der Herren von Hopfgarten. Auf einem uralten Sodelgeschoß aus dem 14. Jahrhundert, erbaut von den Rittern von Teutleben, erhebt sich das Hauptgeschoß und das etwas vorgeragte Obergeschoß, beide aus Fachwerk mit dem großen Ziegeldach. An längst vergangene Zeiten erinnert das alte spitzbogige gotische Eingangstor von ca. 1520 und das schöne Maßwerkwerk der schmalen steinernen Fensterluken im Sodelgeschoß. Das ganze ist der Typ des Schlößchens Rieseneck b. Kahla oder des Topplerschlößchens b. Rothenburg o.d.Tauber, nur sind diese Bauten graziöser. Das Lauchaer Schloß ist bereits seit ca. 1870 unbewohnt, teils dient es als Lagerraum, teils ist es leerstehend und im Verfall. Die Butzenscheiben hat der Sturm zerbrochen, die geschnitzten Balken zerhackten die Spechte. Vor ca. 30 Jahren (also um 1905) befand sich in einem Zimmer des ersten Obergeschosses ein steinerner Kamin mit der Jahreszahl 1589, der Reliefs von Trauben und Weinlaub zeigte. Im übrigen dürfte das Schloß wohl stets ziemlich schmucklos gewesen sein. Bis 1903 grenzte daran noch ein nördlicher Seitenflügel, 18 m lang und 8 m breit. Er enthielt das adlige Gericht, sein Dach zierte ein mächtiges Storchennest. Dieser Flügel bildete mit dem jetzt noch vorhandenen Gebäude einen rechten Winkel. Der hierdurch gebildete Hofraum war mit einer hohen Mauer umgeben. Die ganze Burganlage, die ein Rechteck von 17 m Breite und 26 m Länge darstellte, lag ehemals in einem Teiche, so dass man über eine Brücke durch ein Mauertor gehen musste, um den Schloßhof bzw. in das Schloß zu gelangen. Heute wird nur noch die Süd- und Westseite des Schlosses von Wasser umspült, dieser kleine Weiher erhält seinen Zufluß aus dem Parkteich. Inmitten eines kleinen Fichtenhaines in einem abgelegenen Teil des Parks befindet sich die stimmungsvolle Begräbnisstätte der letzten adligen Besitzer…“
links: Kupferstich aus Besitz der Fam. von Hopfgarten | rechts: Gemälde von Arno Schneegaß (zur Verfügung gestellt aus dem Besitz von Rainer Schlegel)
Mittelalterliche Zustände und Besitzerwechsel
„Wasserburgen in unserer Nähe befinden sich u.a. in Sonneborn, Friedrichswerth und Günthersleben. Bedenkt man nun das diese Lauchaer Wasserburg mit ihrem geringen Umfang in mittelalterlichen Fehdezeiten Raum für Roß und Reiter, für Vieh, Futter, Brennholz, Korn, Nahrungsmittel, Familienangehörige, Knechte, Mägde, Wannen, Waffen etc. bieten musste, so erscheint das häufig so romantisch geschilderte Ritterleben in seiner wahren Gestalt. Die Ausdünstungen des Viehes im Sodelgeschoß, der durch das Herdfeuer in der Küche erzeugte Qualm und Rauch, das Schwelen der Kienspäne in den z.T. dunklen Räumen, das enge Zusammenleben von Mensch und Vieh etc. schufen in den Räumen der Burgen Zustände, die man heute kaum für möglich hält. Besaß die Burg überdies keinen Brunnen, dann musste für einen gehörigen Wasservorrat in den Zisternen Sorge getragen werden…” (Mit Sodelgeschoss ist der Bereich aus Natursteinen gemeint.)
Besitzergreifung 1714
“Am 20. Dezember 1714 übernahm Johann Friedrich von Hopfgarten, kurfürstlich Sächs. Generalmajor, dessen Oelgemälde heute noch vorhanden ist, nach dem Aussterben der Familie von Teutleben Schloß und Gut Laucha. Unter feierlichen Zeremonien fand in Gegenwart des Notarius, des Lehnschultheißen und des neuen Besitzers die Besitzergreifung statt. In der Stube, in der sich alle Beteiligten eingefunden hatten, wurden zunächst 3 Lichter angebrannt. Dann wurden zum Zeichen der „Posses-Ergreifung“ Tisch und Stühle gerückt, die Fenster geöffnet und wieder zugemacht, von den Lichtern eins ausgelöscht und gleich wieder angebrannt. Sämtliche Türschlüssel zog man aus den Schlössern und steckte sie wieder hinein, dann brannte man auf dem Küchenherd solange ein Strohfeuer, bis Rauch aus dem Schornstein stieg. Nachdem von einem Pfosten der Haustür noch ein Spahn heraus geschnitten worden war, steckte man die drei brennenden Lichter in Laternen und begab sich in die Ställe. Auch hier herausschneiden von Spähnen aus den Türpfosten, auf- und zumachen der Stalltüren, ab- und anbinden je eines Pferdes und einer Kuh, öffnen und schließen je eines Lides am Schweinekoben, des Hoftores und der Scheunentorflügel. Im Backhaus schob man einen Backschober in den Ofen und gleich wieder heraus. Nachdem auch in der Branntweinbrennerei ein Strohfeuerchen emporgelodert war, musste der Schäfer die Herde aus dem Stall heraus und gleich wieder hineintreiben. Drei Knechte trugen dann die Laternen mit den brennenden Lichtern nah dem Felde, wo von je einem Acker Winter-, Sommer- und Brachfeld je ein Klumpen Erde ausgehackt wurde…”
Feuersbrunst, Neubau und Verfall
“…Auch von Wald und Garten ergriff der neue Herr Besitz durch ausstechen eines Klumpen Erde und durch Abschneiden eines Zweiges und durch abbrechen eines “Zäckchens” von einem Obstbaum. Von den herrschaftlichen Kirchständen nahm man in der Weise Besitz, daß die Türe des Standes auf und zugemacht wurde, und daß man sich auf die einzelnen Kirchstühle setzte. Dieser ganze Akt der Besitzergreifung dauerte von abends bis zum anderen Morgen, ungefähr 12 Stunden, worüber der Notar eine Urkunde aufnahm, die uns mit den Umständlichkeiten dieser Zeit bekannt macht. Im Jahre 1719 brannte fast ganz Laucha nebst den Ställen und Scheunen des adligen Hofes ab, nur das Schloß blieb erhalten. Der Baron ließ dann die heute noch bestehenden Wirtschaftsgebäude errichten, die bis 1875 landwirtschaftlichen Zwecken dienten. Auch das alte adlige Haus ließ er etwas reparieren. Heute besitzt das Gut außer dem Lauchaer Forst nur noch ca. 15 Hektar Land. Der jetzt in parkartigem Zustand befindliche, durch hohe Bäume beschattete Gutshof war ehedem gepflastert und der Hauptweg führte vom Dorfanger aus direkt zum alten Schloß, wo bis 1850 sich noch die adligen Gerichtslokalitäten befanden. Da die Gutsherren meist hohe Ämter bei Hof und im Staat bekleideten, wohnten sie in der Regel auswärts. Das Lauchaer Schloß trat als Aufenthaltsort in den Hintergrund. Seit 1870 etwa steht es völlig leer und ist unbewohnt. 1903 verfiel der Seitenflügel (Gericht) mit dem Storchennest dem Abbruch und man richtete im Obergeschoß des Wirtschaftsgebäudes eine Reihe von Räumen für die Herrschaft ein, die mit Oelgemälden, Familien- und anderen Bildern, schönem eingelegten Mobiliar, Porzellanen und anderen Kunstgegenständen sowie Rehgehörnen etc. geschmückt sind…”
Steinkreuz bei der Rietmühle
„Erwähnenswert ist zum Schluß noch ein im Felde bei der Riethmühle stehendes Steinkreuz in Form eines Kleeblattes, dessen Vorderseite ein L. sowie ein verstümmeltes Datum eingemeißelt zeigt. Als Erklärung mag gelten, dass dieses L. den Vor- oder Familiennamen eines Menschen angedeutet, der am Standort des Kreuzes oder in dessen Nähe seinen Tod fand und zwar an dem in den Stein gehauenen Tage.” Hier endet der Artikel von Bruno Kestner aus dem Jahr 1935.